Liste besonderer Tulpen​

Verkauft an den Meistenbietenden am 5. Februar 1637. Im Saal der ‘Nieuwe Schutters Doelen’ im Beisein der edlen Herren Wees-Meesteren und den Voochden Ghecoomen van Wouter Bartelomeus Winckel, in seinem Leben Gastwirt der Oude Schutters Doelen (so die ungefähre Übersetzung).

Zomerschoon

Sie mögen jetzt denken, was will er uns denn heute wieder sagen. Ich will sie heute auf die schönste Perle unserer Gärtnerei hinweisen: die Tulpe Zomerschoon. Heute auf den Tag vor 401 Jahren wurde sie in den Handel gebracht. Und sie ist die einzig überlebende Tulpe, die den Tulpenwindhandel in den 30er Jahren des 17. Jahrhunderts schon erlebt hat.

Den Höhepunkt ihrer Karriere erlebte die wunderschöne Tulpe auf der Versteigerung vom 5. Februar 1637, von der das Bild oben ein Zeugnis ist. Hier können Sie lesen, dass eine Zwiebel der Tulpe Zomerschoon (Sommerschön) für sage und schreibe 1.010 Florin verkauft wurde.

Aber bei weitem das Schönste an dieser besonderen Versteigerung ist die Geschichte dahinter, auch wenn ein Teil dieser Geschichte natürlich meiner reichen Fantasie zu verdanken ist.

Es ist eine Geschichte, die ein Buch verdient hätte (vielleicht schreibe ich es noch!)

Wouter Winckel war der Eigentümer eines gutlaufenden Gasthauses am Waagplein (Wiegeplatz) in Alkmaar. Feste, Gesellschaften, Jenever, Bier, deftige Happen - und immer war dort viel los. Während des Tulpenwindhandels gab es im Hinterzimmer des Wirtshauses an jedem ersten Donnerstag des Monats eine Versteigerung mit Tulpenzwiebeln. Hier wurden Tulpenzwiebeln oder eigentlich richtiger Optionen auf Tulpenzwiebeln verhandelt. Denn die Blumenzwiebeln, um die es ging, standen immerhin noch in der Erde und alles, was man bekam, war nicht mehr als ein Stück Papier, auf dem stand, welche Zwiebel man gekauft hat von einem bestimmten Mann, der sie vermutlich davor wieder von jemandem gekauft hatte.

Wouter Winckel sah dem Geschehen im Hinterzimmer seines Gasthauses mit wachsendem Staunen zu. Seine Kunden wurden reicher und reicher, während er als Witwer mit sieben Kindern es geradeso schaffte. Er hatte zwar eine kleine Spardose, aber die ließ er schön in Ruhe, die war schließlich für die Zukunft der Kinder bestimmt.

Aber Sie kennen die Geschichte und selbst so ein starker Mann wie Wouter Winckel konnte eines Tages der Versuchung nicht widerstehen. Und so hatte Wouter einen starken Moment der Schwäche und investierte sein ganzes Erspartes in eine lange Liste Tulpen.

Stellen Sie sich mit mir das ungesunde Leben eines Wirtes in diesen Zeiten vor, die Tage lang, die Nächte kurz, viel Bier, viel fettes Essen, sieben Kinder, die zu versorgen waren. Es war auf jeden Fall viel los und das ist keine Garantie für ein langes Leben.

Es geschah, was geschehen musste und eines Tages fanden die Kinder ihren Vater tot unten an der Treppe liegen. Sein großes Herz hatte aufgehört zu schlagen.

Die Kinder landeten im Waisenhaus und die Verwalter des Waisenhauses hofften auf den Inhalt der Spardose, um deren Aufenthalt dort zu begleichen.

Aber leider war das einzige, was man in der Spardose fand, Papierchen, die behaupteten, das Wouter Winckel der Eigentümer einer Liste von besonderen Tulpen sein sollte.

Also wurde vom Waisenhaus kurzerhand beschlossen, die Tulpenpapiere zu verkaufen. Die Versteigerung wurde spontan im Wirtshaus von Wouter organisiert.

Jeder glaubte, dass Wouter vom Geschäft etwas verstünde, schließlich war er ja immer mit eigenen Augen dabei gewesen. Dies musste eine Liste mit goldenen Tulpenzwiebeln sein und die Nachfrage war enorm.

Und wie Sie auf der Liste sehen können, wurden die Tulpenzwiebeln mit formidablen Preisen verkauft. Von einem Tag auf den anderen wurden die sieben armseligen Waisenkinder die reichsten Kinder der Stadt Alkmaar.

Eine andere schöne Nebenepisode dieser unglaublichen Geschichte ist, dass zu dem Zeitpunkt der Versteigerung von Wouters Tulpenoptionen der Tulpenwindhandel schon verboten war. In Den Haag hatte die Regierung beschlossen, dass es nicht mehr erlaubt sei, Tulpen zu verkaufen, die noch im Boden stehen. Die Tulpenzwiebeln mussten physisch anwesend sein, um sie verkaufen zu können.

Aber wie sich die älteren unter uns vielleicht noch erinnern können, war der Winter von 1637 sehr, sehr streng. Aus Den Haag war zwar die Nachricht schon in Haarlem angekommen, aber da die Pferde nicht durch den Schnee kamen, dauerte die Übermittlung der Botschaft bis Alkmaar doch etwas länger. So wurden diese Kinder die letzten, die durch ein paar Tulpenzwiebeln steinreich werden konnten.

Das ist das Ende der Geschichte, aber sie hat noch einen kleinen Nachtrag, denn eine dieser Tulpen von der Liste gibt es noch heute. Ein paar begeisterte Gärtner kultivieren sie jetzt noch, trotz mancher Altersbeschwerden oder Virenkrankheiten der alten Sorte.

Deswegen haben auch wir aus purer Liebhaberei noch ein paar Zwiebeln der Zomerschoon in unserer Gärtnerei, weil sie eine so fantastisch lange Geschichte hat und den Kindern von Wouter Winckel so viel Reichtum gebracht hat. Vielleicht wiederholt sich die Geschichte ja und ein Investor bietet uns € 1.010 für eine Zwiebel? Dafür würde ich auch die Schönste aussuchen.

Träumen ist einfach schön!

Die Zomerschoon wird vom Blumenzwiebelgärtner Jan Hein geköpft

Grüße aus den Blumenzwiebelfeldern

Carlos van der Veek