Kein Newsletter Du liest Gute Neuigkeiten und das Hill Billy Tulpen Festival 9 Minuten Weiter Feueralarm in den Tulpen

Gute Neuigkeiten und das Hill Billy Tulpen Festival

Ja, wir starten heute mit guten Neuigkeiten: Tulpen, Narzissen und all die anderen Frühjahrsblüher sind jetzt wieder im Fluwel-Webshop vorbestellbar! Zum ersten Mal können Sie nun gleichzeitig Frühlings- und Sommerblüher in Ihren Warenkorb tun.



Tulpe ‘Beauty Trend’

Ja, wir versuchen es einfach mal. „Wenn Musik erklingt, soll man tanzen“, heißt es doch so schön, oder? Gerade stehen die Blumenzwiebelfelder in voller Blüte und dann ist das auf jeden Fall wie Musik. Und bisher war es immer so, dass die Menschen dann zu und kamen und uns gefragt haben, ob es all diese Schönheiten schon zu kaufen gibt. Bisher mussten wir verneinen. Aber das ändert sich in diesem Jahr. Wir fangen einfach schon einen Monat früher an, als gewöhnlich. Aber Achtung: Es handelt sich nur um Vorbestellungen! Die Frühjahrsblüher, die Sie nun bei uns ordern, werden erst im Oktober geliefert! Wenn sie zeitgleich auch ein paar Dahlienknollen in ihre Bestellung tun, werden diese natürlich auf schnellstem Weg losgeschickt und direkt geliefert – und trotzdem bezahlen Sie nur einmal Versandkosten.



Narzisse ‘Queen of the North’

Für alle, die ganz wild auf die neusten Neuheiten sind, noch ein Tipp: Es lohnt sich, auch etwas später im Frühling nochmal in unseren Webshop zu schauen. Denn wenn ich im weiteren Laufe dieses Frühlings schönen Dingen begegne, werde ich sie natürlich direkt in den Shop aufnehmen. Ich sage Ihnen Bescheid, wenn das Sortiment komplett ist, wahrscheinlich so gegen Ende Mai.


Aber jetzt muss ich erstmal erzählen, was ich letzte Woche erlebt habe. Das mag ich viel lieber, als zu versuchen, Ihnen über diesen Sonntags-Newsletter Blumenzwiebeln und Knollen zu verkaufen. Ich finde das immer ein wenig schwierig. Zu berichten, was ich die Woche über erlebt habe, ist so viel einfacher. Außerdem denke ich, dass eine Geschichte, die Spaß beim Schreiben macht, auch viel mehr Spaß beim Lesen macht. Wenn es in Zukunft etwas Nützliches zu berichten gibt, erwähne ich es am Ende in den „hausinternen Mitteilungen“. Diese Woche also: Das Hill Billy Tulpen Festival.


„Wären Sie gerne Redner auf unserem Tulpen Festival?”, las ich letztens in einer E-Mail unseres amerikanischen Kunden Baker Creek. (am 10. April, während der Ostertage). „Nee, auf gar keinen Fall“, war mein erster Gedanke. „Da blühen doch unsere Narzissen, da gehe ich nicht weg!“ Später ging mir dann aber durch den Kopf, dass, wenn ich das immer sage, ich niemals sehen werde, was aus unseren Zwiebeln wird und das ist natürlich auch nicht gut. Hinzu kam, dass Baker Creek von allen Tulpen, die wir in unserem Webshop anbieten, jeweils 100 Zwiebeln gepflanzt hat. Es wäre schon schön, die alle blühen zu sehen… Nach reiflicher Überlegung habe ich dann doch zugesagt. Auf ins Flugzeug nach Chicago, 6 Stunden warten, dann in einem kleinen Maschinchen weiter nach Springfield Missouri. Ich schätze mal, Sie haben von diesem Ort noch nie gehört, aber es gibt ihn wirklich. Und es ist schon lustig, denn, wenn man als Niederländer verreist und sagt, dass man aus Amsterdam kommt, sagt jeder: „Oh nice, da will ich auch mal hin!” oder man hört, wie schön sie es dort fanden als sie dort waren. Aber wenn man sagt, dass man nach Springfield reist, bekommt man nur zu hören: „Springfield, wo ist das?”



Tulpe ‘Wild Romance’

In Springfield angekommen, musste ich nochmal eine Stunde in eine Windrichtung fahren, wo praktisch niemand wohnt. Also Radio Ozark an, ohne Pause Countrymusik, den Tempomat schön auf 60 Meilen pro Stunde eingestellt und entspannt auf dem leeren Highway quer durch die Ozarks gedüst. Die Ozarks sind eine bergige Region, buchstäblich in der Mitte der Vereinigten Staaten. Weitläufig, leer, wunderschön und unglaublich nette Menschen, die sich stolz Hill Billy nennen. Die Leute stehen dort mit beiden Beinen auf dem Boden, Hände in der Erde, zupackend. Sie arbeiten füreinander und miteinander und wenn es etwas zu feiern gibt: Party! Nette Leute, da kann man nichts falsch machen.


„Mansfield Cabins, Carlos, da fährst Du hin. Dort habe ich dir eine Hütte reserviert”, stand in Lisas Mail. Mansfield: eine Tankstelle, ein Dollar-Tree-Supermark, ein paar Häuser, eine T-Kreuzung und sonst eigentlich nichts. Ach ja, eine Reifenreparaturwerkstatt, aber das war's auch schon. Um zu den Hütten zu gelangen, musste ich an der T-Kreuzung links abbiegen, aus dem Dorf hinausfahren, links über einen Hügel und… Hey, hier ist doch nichts! Aber doch, ich musste noch einen Schotterweg nehmen und dann stand da wahrhaftig ein Haus. Glück gehabt, da ist jemand, dachte ich und meine Augen hatten recht. Es war Jeff, der Besitzer der Hütten. „Follow me”, sagte er. Nach einem weiteren Kilometer über die Schotterpiste durch den Strauchwald erreichten wir die Hütten.



Narzisse ‘Sizzling Fire’

Herrlich, in mitten der „stokkies” (so nennen sie in Amerika die Bäume: sticks). „Bei uns auf dem Land gibt es zahlreiche stechenden und beißenden Insekten”, stand in der Gebrauchsanweisung der Hütte 😊. Auch gut, mitten im Nirgendwo, da kann man wunderbar schlafen. Abends die Musik eines vollen Orchesters von hunderten von Grillen, begleitet von vielen anderen Waldgeräuschen. Fantastisch! Früh am nächsten Tag ging’s nach Baker Creek. Ich könnte mit diesem und jenem ein Schwätzchen halten, dachte ich. Die Fahrt dorthin war genauso außergewöhnlich wie die Fahrt zur Hütte. Man sieht einmal einen Pfeil mit Baker Creek Village und Tulpenfestival, bei dem man brav abbiegt und weiterfährt … und als man gerade denkt „ich bin falsch, ich werde umdrehen“, sieht man plötzlich mehrere Tunnelgewächshäuser, eine Baumschule und als große Überraschung tausende der eigenen Narzissen in voller Blüte am Straßenrand.


Aus den Gesprächen wurde nichts, Hunderte Standbesitzer waren damit beschäftigt, ihre Waren auszustellen und die ersten Besucher kamen auch schon an. Ein paar Stunden später parkten rund 3000 Autos auf den Wiesen rund um Baker Creek Village. Village? Also Dorf? Ja, in Baker Creek hat man ein lebensechtes Wildwestdorf wieder aufgebaut. Um einen Platz herum stehen noch die authentischen Hütten des Bäckers, des Schmieds und so weiter. Mittendrin ein Platz mit einer Art Schachbrettmuster, der Kachelgarten, in dem alle unsere Tulpen gepflanzt sind. Unglaublich schön. Und was für eine Menschenmenge, die sich an den Tulpen erfreute.


Ich musste um 13 Uhr einen Vortrag halten und als ich das entsprechende Zelt betrat, warteten mindestens 400 Menschen erwartungsvoll auf einer Tribüne aus Strohballen auf mich. Ich bin kein erfahrener Redner, sagte ich zu Beginn meines Vortrags, und ich hätte nie damit gerechnet, vor so vielen Menschen zu stehen, „ihr macht mir also eine Heidenangst“. Daraufhin wurde herzlich gelacht, und ehe ich mich versah, war die Stunde vorbei und die Leute verließen das Zelt.



Narzisse ‘Popeye’

Was ich auf dieser Reise herausgefunden habe, und das möchte ich an dieser Stelle mit Ihnen teilen, ist, wie wenig ich eigentlich über Blumenzwiebeln und ihr Verhalten weiß. Ja, ich kenne mich sehr gut mit Blumenzwiebeln in Holland aus, aber drüben in Mittelamerika... und dasselbe betrifft wahrscheinlich auch einige südliche Gebieten Europas. Dort verhalten sich Blumenzwiebeln nämlich völlig anders. Dort blühen nach einem so langen, kalten Winter die bei uns spät blühenden Narzissen fast gleichzeitig mit denen, die bei uns zwei Wochen früher blühen würden. Dort ist die Blütezeit nur etwa zwei Tage auseinander. Die frühblühende Narzisse ‘Popeye’ beispielsweise trägt dort gleichzeitig mit der bei uns spätblühenden Narzisse ‘April Queen’ ihre Blüten.


Auch bei den Tulpen habe ich Dinge gesehen, die ich für unmöglich gehalten hätte. ‘Shirley Double’, eine in meinen Augen wirklich spätblühende Tulpe, stand zur gleichen Zeit in Blüte wie die frühblühende ‘Salmon Impression’ und die ‘Lady van Eyk’.

Im Nachhinein bin ich sehr froh, dass ich diese herzliche Einladung angenommen habe. Ich konnte mit eigenen Augen sehen, dass all die schönen Geschichten, die ich über Blütezeiten und Eigenschaften erzähle, gar nicht mehr wahr sind, wenn man etwas weiter weg oder etwas höher in den Bergen wohnt. Nach meinem Vortrag wurde mir das auch von verschiedenen passionierten (Landschafts-)Gärtnern bestätigt, die sich danach noch eine Weile mit mir unterhielten. Es gibt nicht nur Unterschiede in der Blütezeit, sondern auch große Unterschiede in Höhe und Farbe. Die farbenfrohe Narzisse ‘Precocious’ wird dort niemals so dunkel sein wie in Regionen, in denen die Lichtintensität etwas höher und die Temperatur etwas wärmer ist als „hier in unserem kalten kleinen Land“. Was schön war zu sehen, ist, dass die Arten und Sorten, die bei uns gut verwildern, sich dort scheinbar auch sehr gut entwickeln.
Im nächsten Jahr werden wir eine große Anzahl von Narzissen im Gebiet von Baker Creek pflanzen, 100 Zwiebeln von jeder Sorte, um zu sehen, welche davon sich im wärmeren Süden wirklich am besten entwickeln.


Narzisse ‘Precocious’

Schon lustig: Während ich einen Großteil dieser Geschichte schreibe, sitze ich in einer kleinen Bar am O’Hare Flughafen in Chicago. Der nette Mann hinter der Bar mit dem großen Schnurrbart scherzt mit allen. Die nette etwas ältere Dame neben mir rät mir, einen Pinot Noire aus Kalifornien zu probieren. Und es gibt ein Klavier. Sie wissen schon, eines dieser Klaviere, die einfach nur dastehen und dazu einladen, loszuspielen. Und siehe da, ein junger Mann nimmt Platz und bringt ein wenig Stimmung in die Bude. Wunderbar, alle sind glücklich. Die Bar ist eine offene Bar, einfach an die Wand eines belebten Ganges am Flughafen gebaut, so dass jeder daran vorbeiläuft ... oder stehen bleibt, wie gerade. Alle halten an und genießen die fröhlichen Boogiewoogie-Melodien des Klaviers. Der Wein ist da, das Notizbuch zum Schreiben - besser geht’s gar nicht....

Mit freundlichen Grüßen

Carlos van der Veek.